Camilla Croce

Stipendiatin

Abstract zum Post-Doc-Stipendium, Anschubfinanzierung für das Einwerben eines Drittmittelprojekts

 

Das Ereignis – Das Reale – Die Lebensform. Phänomenologische und psychoanalytische Motive des biopolitischen Diskurses

 

Leitfaden meines Forschungsvorhabens ist die Hervorhebung des gemeinsamen Nenners dieser drei theoretischen Herangehensweisen und damit die Entfaltung der Grundbedingungen, die es ermöglichen, zwischen diesen einen fruchtbaren interdisziplinären Austausch zu unternehmen.

Die Arbeitshypothese lautet, dass der gemeinsame Nenner dieser drei Bereiche dort zu suchen ist, wo die drei Grundbegriffe bzw. –begriffskomplexe (Ereignis-Reale-Lebensform) in der gegenwärtigen Philosophie in- und auseinanderfließen.

 

Das Ereignis, dessen Konzeption phänomenologisch und genealogisch geprägt ist, hat eine entscheidende Rolle in der Entstehung des Begriffs des Realen gespielt, der seinerseits von seiner psychoanalytischen Herkunft in der Theorie Lacans aus in die Philosophie zurückgekehrt ist. Der Begriff Lebensform, so wie er innerhalb des biopolitischen Diskurses als Kontra-Dispositiv der Bio-Macht herausgearbeitet wird, ist wiederum selbst von einer bestimmten Konzeption des Ereignisses und des Realen durchdrungen.

 

Der gemeinsame Nenner des In- und Auseinanderfließens dieser drei Begriffe – von welchem letztendlich die Bestimmung der Aufgabe des Denkens abhängt – scheint eine Konzeption des Denkens zu sein, das dieses grundsätzlich als eine Praxis versteht.

Wenn mit der Lebensform die Möglichkeit gesichtet wird, das Leben nicht von seiner Form, das Denken nicht vom Leben trennen zu müssen (wie bei Agamben die forma-di-vita), dann wird die Resonanz mit der Phänomenologie offenkundig: Aus einer Instanz zwischen Leben und Denken ist die Epoché als methodologisches Prinzip der Phänomenologie entstanden.

Die Betonung der Phänomenologie als ein Philosophieren zeugt davon, dass sich die Phänomenologie als eine situierte Praxis des Denkens verstanden hat: situiert in Stimmung, Leiblichkeit und Geschichte.

So lautet die Leitfrage: Kann die Epoché als der gemeinsame Nenner zwischen Phänomenologie, Psychoanalyse und biopolitischem Diskurs verstanden werden?

Der Akt der Epoché und die innerhalb der gegenwärtigen Phänomenologie darauf bezogenen, verschiedenen Positionen sollen fokussiert und mit der psychoanalytischen Theorie ins Gespräch gebracht werden, gerade deshalb, weil die Spezifizität der letzteren darin besteht, sich als eine von der Praxis nicht trennbare Theorie zu verstehen.

Wenn der psychoanalytische Akt als Epoché gedeutet werden kann, wie lässt sich dann die Frage nach dem politischen Status dieses Aktes stellen? Wie kann eine psychoanalytische-phänomenologische Praxis der Epoché zu einer Bestimmung einer sich der Bio-Macht entziehenden Lebensform, deren Wirksamkeit über die disziplinären Grenzen hinausgehen möchte, beitragen?

Tätigkeiten