Adaptive Planung

Effekte von Rückmeldung externer Schülerleistungsmessung auf die Unterrichtsplanung

Doktorand/inn/en: T. Getinet

Betreuer/innen: I. Hosenfeld, A. Kauertz, M. Schmitt, C. Juchem-Grundmann

Ziel und Fragestellung

Rückmeldungen aus externen Schülerleistungsmessungen geben Lehrkräften Aufschluss, in welchem Ausmaß die Lernenden die angestrebten Bildungsziele und Standards erreicht haben. Sie können damit ein möglicher Ausgangspunkt evidenzbasierter Unterrichtsentwicklung sein (vgl. KMK, 2006). Ziel des Projekts ist es zu untersuchen, ob und wie Lehrkräfte aus solchen Rückmeldungen Konsequenzen für die Verbesserung ihres Unterrichts ziehen und welche Bedingungen und Prozesse dafür maßgeblich sind.

Theoretischer Hintergrund

Die Weiterentwicklung des Unterrichts auf der Grundlage von empirischer Evidenz kann als Lernprozess der Lehrkraft interpretiert werden und greift somit den reziproken Aspekt der pädagogischen Interaktion im Modell nach Bronfenbrenner und Morris (2006) auf. Zudem setzt die Lehrkraft – dem Angebots-Nutzungs-Modell von Helmke (2012) folgend – durch ihre Planung und Realisierung wesentliche Randbedingungen pädagogischer Prozesse im Unterricht. Die evidenzbasierte Unterrichtsentwicklung lässt sich in vier Phasen gliedern. (1) Zunächst sucht die Lehrkraft relevante Evidenz über die jeweilige Gruppe von Lernern (z.B. ihre Klasse). Diese Evidenz kann z. B. in Form externer Rückmeldungen vorliegen. (2) Diese Rückmeldungen müssen von der Lehrkraft verstanden und im Hinblick auf den eigenen Informationsbedarf interpretiert werden (vgl. Hattie & Timperley, 2007). Zentral ist dabei, dass der Rückmeldung Aussagekraft und Relevanz zugeschrieben wird. Dies erfordert von der Lehrkraft sowohl forschungsmethodische Kompetenzen (Shank & Brown, 2007) als auch curriculares Wissen. (3) Mit den Erkenntnissen aus der Rückmeldung plant die Lehrkraft dann Unterricht für ihre Klasse, anhand dessen sich mittelbar Annahmen der Lehrkraft über Lernprozesse der Schüler/innen und die Wirkungen von individuellen Unterstützungsmaßnahmen erfassen lassen. (4) Schließlich erfolgt die Umsetzung des geplanten Unterrichts, wobei Evidenz hinsichtlich der Zielerreichung den Ausgangspunkt für einen weiteren solchen Zyklus darstellen kann. Für jede Phase lassen sich Bedingungen und professionelle Kompetenzen der Lehrkraft beschreiben, die einer erfolgreichen Umsetzung zugrunde liegen (Altrichter, 2010; Dedering, 2011). Das komplexe Zusammenwirken der verschiedenen Bedingungen ist bislang wenig empirisch untersucht.

Relevanz

Während verschiedene Studien überprüfen, wie die Planung von Unterricht den Lernerfolg beeinflusst, wird in diesem Projekt die Anpassung der Unterrichtsplanung an den erreichten Lernstand untersucht, der hier extern gemessen und zurückgemeldet wird. Solche externen Rückmeldungen nehmen seit der empirischen Wende zu und stellen neue Anforderungen an Lehrkräfte.

Methodisches Vorgehen

Untersucht werden die ersten drei Phasen evidenzbasierter Unterrichtsentwicklung: Ausgehend von einer klassenbasierten, standardbezogenen Leistungsmessung im Fach Physik bzw. Englisch werden Lehrkräften die erreichten Leistungsstände extern aufbereitet zurückgemeldet. Anschließend werden sie gebeten, ihre Schlussfolgerungen zu benennen und im Hinblick auf die Planung nachfolgenden Unterrichts Maßnahmen zur Verbesserung auszuwählen und zu begründen. Als Einflussfaktoren werden Persönlichkeitsmerkmale, die Kompetenzen im Umgang mit empirischen Daten, fachdidaktisches Wissen und Facetten der professionellen Handlungskompetenz von Lehrkräften erfasst. Untersucht werden die Zusammenhänge zwischen
Merkmalen der Rückmeldung, den oben genannten Einflussfaktoren und der Angemessenheit der resultierenden Unterrichtsplanungen.

Mögliche Dissertationsthemen

  • Einflüsse fähigkeitsbezogener Lehrermerkmale auf die Rezeption und Nutzung externer Rückmeldungen von Leistungsmessungen im Klassenkontext
  • Einflüsse von Persönlichkeitsmerkmalen von Lehrkräften auf die Rezeption und Nutzung externer Rückmeldungen von Leistungsmessungen im Klassenkontext