Transferverständnis

Seit ihrer Gründung hat die Universität Koblenz- Landau den „dritten Auftrag“ intensiv gelebt und dabei die Gesellschaft insgesamt adressiert. Als Profil-Universität mit einem eingeschränkten technologischen Fächerspektrum liegen die Stärken der Universität Koblenz-Landau nicht schwerpunktmäßig im Bereich des klassischen Technologietransfers. Die Universität hat sich in diesem Bereich jedoch in den letzten Jahren weiterentwickelt, insbesondere mit Blick auf die Potentiale innerhalb des Schwerpunkts „Umwelt, Wirtschaft & Technik“.

Mit Partnern aus Bildung, Kultur, Politik und Wirtschaft praktiziert die Universität Koblenz-Landau ein breites, wechselseitiges Transferverständnis und setzt Schwerpunkte auch jenseits des klassischen Technologietransfers. Dies liegt in ihrer traditionell starken Verknüpfung von Forschung und Lehre mit der schulischen Praxis begründet und hat zu einer großen Offenheit für wechselseitige und institutionalisierte forschungsbasierte Transferaktivitäten geführt. Die notwendige Verbindung von Pädagogik mit den Fachdidaktiken der Schulfächer bedingt einen vielseitigen Wissensaustausch mit unterschiedlichen Partnern aus der Gesellschaft. Entsprechend ihrer langjährigen gesellschaftsrelevanten Transferpraxis versteht sich die Universität Koblenz-Landau daher als „Universität in der Gesellschaft“.

Dokumente zum Thema
  • Universität Koblenz-Landau: Transfer-Strategie der Universität, Mainz 2017.
Konzeptuelles Transferverständnis

Das konzeptuelle Transferverständnis der Universität ist hierbei durch vier Dimensionen charakterisiert:

(1) Integriertes Transferverständnis: Ein integriertes Transferverständnis dient der Universität als Ausgangspunkt für ihre Transferaktivitäten, wobei von einem immanenten Zusammenhang von Forschung, Lehre und Transfer ausgegangen, die Gleichwertigkeit der benannten Bereiche anerkannt und deren wechselseitiger Bezug gefördert wird. Die Universität geht einhergehend damit davon aus, dass sich Prozesse der Wissensgenese und des Wissenstransfers nicht unabhängig voneinander betrachten lassen, da auch Forschungs- und Lehrprozesse in komplexe Transferaktivitäten, d.h. in Prozesse der Aneignung und Vermittlung von Wissen sowie der Formulierung von Wissensbedarfen (Forschungsdesiderate, Nicht-Wissen) eingelassen sind.

(2) wechselseitiges Transferverständnis: Dieses sieht Wissenstransferprozesse nicht als Einbahnstraße ausgehend von der Universität in ihre Umwelt an, sondern geht von einer wechselseitigen Interaktion aus. Wissen liegt nicht einfach vor und kann übertragen werden, vielmehr wird es innerhalb der Transferprozesse in einem Prozess der Ko-Konstruktion und der produktiven Wechselseitigkeit stets auch modifiziert und re-konstituiert. Da die Wissenskulturen von Universität und unterschiedlichen Gesellschaftsbereichen stark abweichen und auf unterschiedlichen organisationalen Voraussetzungen basieren, erfordert der Wissenstransfer auch vor diesem Hintergrund einen aktiven Dialog der am Transfer Beteiligten und die Bereitschaft, das Wissen anderer mit den jeweils eigenen Arbeitsbedingungen zu verbinden.

(3) Plurales Transferverständnis: Dieses setzt die Anerkennung der verschiedenen Arbeits-, Forschungs- und Transferkulturen voraus; so haben sich in der Wissenschaft nicht nur verschiedene Forschungskulturen, sondern auch unterschiedliche Transferkulturen entwickelt, aufgrund derer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf unterschiedliche Weise mit nicht-wissenschaftlichen Akteuren und Öffentlichkeiten verbunden sind. Die Universität erachtet hierbei auch das Wissen der Wirtschaft sowie der Gesellschaft als wissenschaftsrelevant und bezieht dieses aktiv mit ein.

(4) Reflexives Transferverständnis: Dieses geht über die Transferpraxis hinaus, denn die Universität versteht sich auch als Ort, an dem über Transfer reflektiert und dieser konzeptionell weiterentwickelt wird. Es gehört zum Selbstverständnis der Universität, dass diese, verstanden als lernende Organisation, selbst über ihre Beziehungen zu gesellschaftlichen und kulturellen Zusammenhängen reflektiert, in die sie eingebettet ist. In diesem Sinn finden an der Universität Koblenz-Landau nicht nur zahlreiche Transferaktivitäten statt, vielmehr wird Transfer in verschiedenen Bereichen zugleich erforscht, so dass ein reflexives Wissen über Transfer gewonnen und wieder in die Transferpraxis überführt werden kann.